Pomologe Jörg Langanki beim Beetgeflüster in Sundern
Wenn Pomologe Jörg Langanki Äpfel aufschneidet, wird es still im Raum. „Am Kernhaus erkennt man die Sorte und ihre Geschichte“, erklärt er konzentriert – und die Gäste des Gartenstammtisches „Beetgeflüster“ in Sunderns Wohnzimmer hören gebannt zu. Beim jüngsten Treffen drehte sich alles um die Vielfalt des Apfels – und darum, warum diese im Supermarkt oft auf der Strecke bleibt.

„Im Laden zählt die Lagerfähigkeit“
„Im Handel schaffen es nur Äpfel, die sich lange lagern und maschinell sortieren lassen. Am Ende schmecken sie sich alle ähnlich“, so Langanki. Dabei gebe es in Deutschland Tausende Sorten, jede mit eigener Note. Von fruchtig-säuerlich bis aromatisch-süß reichte das Spektrum, das er an diesem Abend vorstellte.

Allergiker aufgepasst: Welche Sorten verträglich sind
Ein zentrales Thema des Abends: Apfelallergien. Während verbreitete Sorten wie Cox Orange oder Golden Delicious oft Beschwerden auslösen, empfahl Langanki robustere Alternativen. „Wellant und Prinz Albrecht von Preußen sind für Allergiker besonders gut geeignet“, berichtete er. Auch Discovery und Holsteiner Cox gelten als widerstandsfähig.
Tipps aus der Praxis: Wellpappe gegen den Apfelwickler
Langanki zeigte nicht nur Unterschiede im Geschmack, sondern auch praktische Kniffe. Gegen den gefürchteten Apfelwickler empfahl er ein simples Vorgehen: „Wickeln Sie ab Ende Mai Wellpappe um den Stamm und erneuern Sie diese alle sechs Wochen. So entfernen Sie die Puppen – ganz ohne Gift.“
Auch klimatische Fragen wurden diskutiert. So gedeiht der Luxemburger Triumph im Sauerland sogar in höheren Lagen hervorragend, während der Brettacher gut mit Hitze zurechtkommt.

Ein Fest für die Sinne: Apfelprobe mit Raritäten
Kaum begann die Verkostung, war der Raum erfüllt von leisen Ahas und genüsslichem Schmatzen. Probiert wurden unter anderem Prinz Albrecht von Preußen, Finkenwerder Prinzenapfel, Luxemburger Triumph, Goldrenette von Blenheim, Harberts Renette und Grahams Jubiläum. Besonders spektakulär: Bayamaresa und Roter Mond – deren Fruchtfleisch ist durchgehend rot.
„Nicht alles glauben, was auf dem Etikett steht“
Zum Abschluss warnte der Pomologe vor Unachtsamkeit beim Einkauf von Jungbäumen: „Leider sind nicht alle Bäume im Handel wirklich die Sorte, die auf dem Etikett steht.“ Wer sichergehen möchte, findet beim Bergischen Streuobstverein im Internet detaillierte Sortenbeschreibungen – eine wertvolle Hilfe für Hobbygärtner.
Fazit
Das Beetgeflüster machte deutlich: Der Apfel ist mehr als einheitliche Massenware. „Jede Sorte erzählt ihre eigene Geschichte“, brachte Langanki es auf den Punkt. Mit neuen Eindrücken und begeistert von der Vielfalt verließen die Teilnehmer Sunderns Wohnzimmer – und wohl auch mit Appetit auf mehr als nur den nächsten Supermarktapfel.